Haben Sie schon einmal von Erich Borchert gehört? Nein? Das ist aber sehr schade. Aber da sind Sie in bester Gesellschaft. Viele Erfurter wissen nichts mit dem Namen anzufangen, obwohl Erich Borchert ein ganz großer seiner Zunft war. Ich habe mich durch Zufall mit ihm beschäftigt, denn vorher kannte ich ihn auch nicht, muss ich sagen. Gut, ich bin auch nur eine Zugezogene. Aber seine Malereien haben mich vollkommen gefesselt. Und über die Bilder habe ich mich auch intensiv mit seinem Leben und Wirken beschäftigt. Gerne möchte ich Ihnen ein paar Stichpunkte, die ich mir behalten habe, aus Borcherts zutiefst interessanten und tragischen Leben präsentieren. Mein Interesse geht sogar soweit, dass ich mir ein Plissee mit selbstgewähltem Motiv von Borcherts Bild, im Internet bestellt habe. Jetzt hängt das Kunstwerk in meinem Wohnzimmer und ist ein echter Blickfang. Es ist angelehnt an das Werk „Rote Kreise“ von 1928. Damals hatte Borchert mit roter und schwarzer Tusche, Striche zu Kreisen komponiert. Geht man nahe heran, sieht man die feinen, parallelen Linien. Kommt man allerdings in das Wohnzimmer herein, fallen einem nur die verschiedenen, sich überlagernden Kreise auf. So simpel wie der Bildaufbau ist, so interessant und faszinierend finde ich ihn!

Borchert wurde  1907 in Erfurt geboren und wohnt lange Zeit in der Stadt. Heute ziert eine sehr schlichte Gedenktafel das Jugendhaus in der Friedrich-Engels-Straße. Ich finde es schade, dass es kein Borchert Museum oder Gedenkstätte gibt, die das Leben wissenschaftlich fundiert aufarbeitet! Über sein Studium der Wandmalerei kam er in Kontakt mit Größen wie Klee und Kandinsky. Später verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt nach Russland und arbeitete als Fassaden- und Innenraumgestalter beim Aufbau mit. Viele, die den  Aufbau im Bauhaus Stil unterstützen, verließen das Land. Borchert blieb. Diese Entscheidung musste er mit seinem Leben bezahlen. Der Spionage und Sabotage bezichtigt, wurde Borchert in ein Gulag nach Kasachstan verfrachtet. Der Transport setze ihm so zu, dass er an den Folgen 1944 starb. Ein sehr bewegtes, kurzes Leben.

Dank der Möglichkeit, Plissees online bestellen zu können, egal welches Foto gewünscht wird, habe ich einen Borchert Nachdruck im Wohnzimmer, der das Zimmer aufwertet und es zu meinem Lieblingszimmer macht. Habe ich Besuch, kann ich bei meinen Gästen das Interesse für Erich Borchert wecken. Am liebsten würde ich Bett, Dusche und Küche mit ins Wohnzimmer packen, damit ich den Raum nicht mehr unnötig verlassen muss.